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Führen in Zeiten von Corona

Claus Haubeil • Okt. 21, 2020

7 Tipps für Führungskräfte - So können Sie das Miteinander im Betrieb weiterhin positiv gestalten.


Corona verändert die Welt, ganz besonders die Arbeitswelt. Wir erleben derzeit eine schleichende aber massive Veränderung in der Führung von Mitarbeitenden. Egal, ob diese im Homeoffice oder im Betrieb sind. Beziehungen entfremden sich, die Kommunikation wird erschwert und seltener. Virtuelle Teams formieren sich. Mitarbeiter sorgen sich um die private sowie betriebliche Zukunft. Darüberhinaus befindet sich in Betrieben das gleiche Spektrum wie in der Gesellschaft - von Hypochondern bis zu Corona-Leugnern. Wie gelingt unter diesen Umständen ein gutes Miteinander und was können Führungskräfte tun, um das Beste aus dieser Situation zu machen? Lassen Sie mich einige Anregungen geben, die mir zunehmend wichtig erscheinen:


1. Kümmern Sie sich um die psychische Verfassung! 

Und zwar zuallererst um Ihre eigene und anschließend um die Ihrer Mitarbeiter. Sehr hilfreich dabei ist ein stabiles familiäres Umfeld, frische Luft und Bewegung. Beschäftigen Sie sich nicht ständig mit den neuesten Corona-Meldungen oder anderen Katastrophen auf dieser Welt. Alles wichtige wird Ihnen Ihr Umfeld schon mitteilen. Vertrauen Sie in Ihre eigenen Fähigkeiten und Ihre Erfahrung aus Krisensituationen früherer Jahre. Wie haben Sie diese gemeistert und welche Ihrer Eigenschaften können Ihnen in der jetzigen Situation helfen? Zuletzt hörte ich vom Ergebnis einer aktuellen Untersuchung: Psychologische Sicherheit ist in der jetzigen Phase das Einzige, was zu höherer Produktivität am Arbeitsplatz führt. Bemerkenswert und absolut nachvollziehbar.



2. Bleiben Sie eng an Ihren Mitarbeitern! 

Investieren Sie mehr Zeit als sonst in 4-Augen-Gespräche - egal, ob persönlich, im Videochat oder am Telefon. Ihre Mitarbeiter wollen sich ernst genommen fühlen mit den Sorgen und benötigen Ihren Beistand mehr als früher. Geben Sie mehr Wertschätzung und führen Sie anhand von Ergebnissen und weniger durch Kontrolle. Suchen Sie mit allen direkt geführten Mitarbeitern den täglichen Austausch, auch wenn es nur wenige Minuten sind.



3. Erreichen Sie Ihre Mitarbeiter durch tägliche bzw. regelmäßige Videoblogs!

Wenn wir schon digitaler werden, so nutzen Sie die Möglichkeiten zur besseren Kommunikation. Ich hörte von der Geschäftsführerin eines großen Outdoor-Herstellers, dass sie seit Start von Kurzarbeit und Homeoffice begonnen hat, alle Mitarbeitenden täglich per Social Media über die aktuellen Entwicklungen im Unternehmen zu informieren. Heute will niemand mehr auf die News aus der Chefetage verzichten. Transparenz und Verlässlichkeit sind bei verunsicherten Mitarbeitern ein großes Bedürfnis.



4. Bilden Sie Kleingruppen!

Sorgen Sie dafür, dass sich drei bis fünf Mitarbeiter zusammen tun und als feste Gruppe regelmäßig miteinander im Austausch sind über das Geschehen im Betrieb, private Sorgen und vieles mehr. In diesen Kleingruppen können sich die Mitarbeiter gegenseitig coachen. Dafür könnten Sie ihnen einige Fragen an die Hand geben, über die sie sprechen (z.B. Check-in). Das kann täglich oder wöchentlich sein. Gerade jetzt kann es Ihrer Belegschaft helfen, damit dort niemand durch’s Raster fällt und vereinsamt. Interessant wäre sicherlich eine Mischung zwischen Mitarbeitenden aus Betrieb und Homeoffice. Dies ließe sich simple über die Videofunktion einer Whatsapp-Gruppe organisieren.



5. Halten Sie unbedingt an persönlichen Treffen fest!

Video-Konferenzen sind gut aber mittlerweile haben wir gewisse Grenzen erkannt und manchmal genug davon. Nach mehreren Stunden in Zoom-Meetings oder vor einem Lifestream bekomme ich Kopfschmerzen. Vor allem fehlen die informellen Gespräche mit dem Nachbarn, der kurze Austausch am Rand einer Besprechung. Daher: Halten Sie unbedingt an persönlichen Treffen fest - auch standort-übergreifend! Unter Einhaltung der AHA-Regeln ist es möglich, sich persönlich zu begegnen. Ich war Anfang Oktober auf einem 3-tägigen Kongress mit 350 Teilnehmern. Natürlich war es belastend, den ganzen Tag Maske zu tragen und im Plenum auf dem immer gleichen Stuhl zu sitzen. Überwiegend war es jedoch eine riesige Wohltat, anderen Menschen persönlich zu begegnen und in eine 360Grad-Atmosphäre einzutauchen anstelle vor einem kleinen Bildschirm zu sitzen. Sehr angenehm empfand ich das eine oder andere 2er-Gespräch zu führen - ob innen mit Maske oder im Freien ohne. Wir brauchen diese persönlichen Begegnungen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, das wird in der vor uns liegenden, schwierigen Zeit umso wichtiger.



6. Rücken Sie Ihre Führungsmannschaft im Unternehmen sehr eng zusammen!

Gerade jetzt müssen alle Führungskräfte im engen Kontakt sein und am gleichen Strang ziehen. Grabenkämpfe und Ellbogen-Mentalität sind fehl am Platz. Führungskräfte brauchen die Unterstützung ihrer Mitarbeiter und Top-Manager den Support Ihrer Führungsmannschaft. Sorgen Sie für Möglichkeiten der Begegnung. Lassen Sie Freiraum für die Intensivierung von Beziehungen zwischen den Menschen. Sachthemen sollten aktuell zur 2. Priorität werden, auch wenn es schwer fällt. Wir erleben derzeit im familiären Umfeld, wie wichtig Beziehungen sind und wie nachrangig manche sachlichen Probleme wirken angesichts der Lage auf unserem Planeten.



7. Starten Sie jetzt etwas Radikales!

Warten Sie nicht, bis die Krise zu Ende ist, um Neues anzugehen. Nutzen Sie vielmehr das vorhandene Bedürfnis nach besseren Zeiten, um genau solche im Unternehmen einzuleiten. Starten Sie ein Projekt zur Zukunftssicherung, neue Produkte oder gar einen neuen Geschäftszweig. Vieles ist derzeit im Umbruch und es ergeben sich reihenweise Chancen, das Geschäftsmodell neu zu justieren und nötigen Wandel sofort anzugehen. Ihre Mitarbeiter brauchen zuversichtliche Projekte und Perspektiven. Sich lediglich mit Kosteneinsparungen oder Sanierung zu beschäftigen, ist manchmal nicht zielführend. Einer meiner Kunden hat aus der Not eine Tugend gemacht und ein neues Geschäftsfeld gestartet. Dort werden nun Hygienekonzepte in Tourismusbetrieben zertifiziert. 


Vielleicht war der eine oder andere hilfreiche Tipp für Ihre momentane Situation dabei. Das würde mich freuen. So, wie sich die Entwicklung beim Infektionsgeschehen derzeit darstellt, werden wir möglicherweise weit über das nächste Jahr hinaus mit der „neuen Normalität“ am Arbeitsplatz leben müssen. Ich wünsche Ihnen dafür das richtige Maß sowie den Mut, aktiv zu gestalten und positive Rahmenbedingungen zu schaffen. Alles Gute und bleiben Sie gesund!


Ihr Claus Haubeil

von Bruno Hartmann 09 Mai, 2021
Ein Appell an Chefs, mit ihren Mitarbeitern im LockDown-HomeOffice gerade jetzt intensiver zu kommunizieren
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